Wie erhalte ich den Bootsführerschein Schweiz (Kat. A)?
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Motorboote gehören auf Schweizer Seen und Flüssen längst nicht mehr nur Charterfirmen und Berufskapitäninnen. Wer das Steuer selbst in die Hand nehmen will, braucht den eidgenössischen Schiffsführerausweis der Kategorie A. Er gilt für Boote mit mehr als sechs Kilowatt Motorleistung oder einer Geschwindigkeit über zehn Stundenkilometern. Jährlich absolvieren über 9 000 Menschen dieses Patenterwerbsverfahren.

Erste Anlaufstelle für den praktischen Teil ist für viele die Bootsfahrschule Basel, die als Traditionsbetrieb auf dem Strom zwischen Dreiländereck und Birsfelden realitätsnahes Manövrieren unterrichtet.
Gesetzlicher Rahmen, wer darf wann ans Steuer?
Die Basis bildet die schweizerische Binnenschifffahrtsverordnung, kurz BSV. Sie schreibt vor, dass Kandidatinnen mindestens 14 Jahre alt sein müssen. Bis zum 18. Geburtstag gilt eine Leistungslimite von 4,4 Kilowatt; das volle A-Patent ist erst ab 18 Jahren gültig. Ein ärztliches Zeugnis bescheinigt Sehtüchtigkeit, Herz-Kreislauf-Fitness und ein intaktes Farbunterscheidungsvermögen. Zudem verlangt der Gesetzgeber einen Strafregisterauszug ohne schwerwiegende Verkehrsdelikte.
Der Weg durch die Theorie
Bevor der erste Motor gestartet wird, steht die Theorieprüfung im jeweiligen Wohnkanton an. Sechzig Multiple-Choice-Fragen decken Navigation, Signalisierung, Vortrittsregeln und Umweltschutz ab. Viele Lernende greifen heute auf adaptive Apps zurück, die den offiziellen Fragenkatalog mit Gamification kombinieren. Wer kontinuierlich 85 Prozent beantwortet, besteht laut Statistik des Bundesamts für Verkehr in über 90 Prozent der Fälle auch den amtlichen Test. Die Prüfung selbst findet inzwischen fast überall papierlos auf einem Tablet statt; ein weiterer Schritt zur Digitalisierung der Verwaltung.
Praxisunterricht
Das Theoriezertifikat öffnet das Tor zur praktischen Ausbildung. Gewässerwahl ist nicht nur Geschmacksfrage: Der Rhein in Basel bietet Frachterverkehr, Brückendurchfahrten und wechselnde Strömungen. Das sind perfekte Bedingungen, um spätere Ausnahmesituationen früh kennenzulernen. Die Bootsfahrschule Basel setzt auf ein hybrides Modell aus Tageskursen und modularen Lernfahrten. Ein Bord-Logbuch dokumentiert alle Manöver: Kursgerechtes An- und Ablegen, Mensch-über-Bord-Manöver, Rückwärts-Einpark-Sequenzen und sichere Brückenpassagen bei Schiffsbegegnung. Praxisausbilderinnen protokollieren Fortschritt und geben unmittelbares Feedback.
Die praktische Prüfung
Spätestens 24 Monate nach bestandener Theorie muss die Praxis abgelegt sein. Regionale Prüfungsämter reservieren individuelle Slots; beliebt sind Frühtermine, wenn der Fluss wenig Freizeitverkehr aufweist. Die Prüfung dauert rund 60 Minuten. Punktabzug gibt es für grundloses Kreuzen der Fahrrinne, unsichere Funkprozeduren oder unvollständige Knoten. Prüferinnen legen Wert auf Antizipation: Wer rechtzeitig Gas wegnimmt und den Stromdrift einrechnet, dokumentiert gutes Seemannsgespür. Im Rheinrevier zählt zusätzlich der pflichtmässige Funkkontakt über UKW-Kanal 18 beim Passieren von Schubverbänden.
Zeitplanung und Kosten
Die meisten Lernenden benötigen zehn bis fünfzehn Fahrstunden à 60 Minuten. Bei einem durchschnittlichen Stundensatz von 150 bis 180 Franken liegen die direkten Ausbildungskosten bei rund 2 000 Franken. Hinzu kommen Prüfungsgebühren von etwa 250 Franken sowie 60 bis 80 Franken für das ärztliche Attest. Digitale Lernpakete in App-Form schlagen mit 30 bis 50 Franken zu Buche; ein vertretbarer Aufpreis für ortsungebundenes Pauken. Wer sein Patent in Basel macht, sollte zudem eine Hafengebühr für die Prüfungsfahrt einplanen. Das sind rund 50 Franken, je nach Liegeplatz.
Fehlerquellen und Praxistipps
Rund zwölf Prozent der Kandidatinnen fallen laut BAV-Statistik beim ersten praktischen Versuch durch. Häufige Ursachen sind ungenaue Funkrufe und zu spätes Gegensteuern beim Querkurs vor einer Brücke. Ein bewährter Trick: Schon zehn Meter vor dem Anlegemoment auf Leerlauf schalten und mit kleinen Gasstössen Geschwindigkeit stufenweise reduzieren. Wer den Strom in die Bremstaktik einbezieht, vermeidet Rangelei am Steg. Ebenfalls prüfungsrelevant: Einzelknoten wie Palstek oder Stopperstek nicht nur binden, sondern ihre Einsatzgebiete erläutern können.
Nach dem Ausweis
Der A-Führerschein erlaubt das Führen von Motorbooten bis 15 Meter Rumpflänge auf allen Schweizer Binnengewässern. Auf dem internationalen Bodensee gilt ein separates Übereinkommen: Dort wird das Schweizer Patent anerkannt, solange die Motorleistung 4,4 Kilowatt nicht überschreitet oder ein Internationales Zertifikat (ICC) zusätzlich erworben wird. Wer künftig Flussstrecken in Frankreich oder Deutschland erkunden will, beantragt das ICC direkt beim Schifffahrtsamt.
Wartung, Versicherung, Umwelt
Ein gültiges Patent ist aber nur die halbe Miete. Die BSV schreibt eine Haftpflichtversicherung von mindestens einer Million Franken Deckungssumme vor; viele Basler Anbieter inkludieren drei Millionen, um grenzüberschreitende Schäden abzudecken. Umwelttechnisch gilt die Verordnung über die Abgasemissionen von Wasserfahrzeugen: Nur Motoren mit EU-Abgasnorm Stufe V werden neu zugelassen. Für ältere Boote ist ein Nachrüstfilter sinnvoll, der – ähnlich wie beim Auto – ein grünes Label für emissionsarme Zonen wie die Zürcher Limmat vergibt.
Fazit
Der Weg zum Motorboot-Patent Kategorie A ist kein bürokratischer Hürdenlauf, sondern ein didaktisch ausgereifter Prozess: klare Theorie, praxisnahe Ausbildung und ein Prüfprofil, das Sicherheit und Umweltbewusstsein zusammenführt. Wer sich früh um einen kompetenten Ausbildungspartner kümmert und den Lernstoff strukturiert angeht, hält binnen weniger Wochen den Ausweis in Händen. Dann beginnt die eigentliche Lernreise: jedes Ablegen, jede Brückendurchfahrt, jeder Funkkontakt ist eine Chance, Seemannschaft im besten Sinne zu leben.